Hallo zusammen.
Nachdem es
aus verschiedenen Gründen eine Weile still war, geht es jetzt mit einer kleinen
Serie zum Thema Ehrenamt weiter. Dabei möchte ich euch vorstellen, was ich in
meinem bisherigen Leben schon alles mitgemacht habe.
Los geht es
heute mit einem Ehrenamt, welches derzeit einen Großteil meines Alltags prägt
und mir in der kurzen Zeit, die ich dabei bin, sehr ans Herz gewachsen ist.
Schon mit Beginn
des Medizinstudiums wurde immer deutlicher, dass mir die ehrenamtliche Arbeit
fehlte. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und im Januar diesen Jahres
gefunden, wonach ich suchte.
Schon auf
Facebook hatte ich diese eine Anzeige gesehen, auf der eine meiner Kommilitoninnen
zu sehen war, außerdem hatte ich mir auf dem letzten Stadtfest bereits einen
Flyer besorgt. Nach einiger Zeit an Google-Recherche war mir dann klar: Ich
möchte Teil der Malteser werden, einer Hilfsorganisation, die ihr bestimmt
schon das ein oder andere Mal als Rettungsdienst erlebt habt.
Einige von
euch kennen vielleicht auch die Sanitätsdienste diverser Hilfsorganisationen,
die auf Großveranstaltungen in Erscheinung treten.
Bei uns
heißt das Ganze „Einsatzdienste“, das heißt, wir sind (normalerweise) nicht an
der sogenannten Regelrettung, die euch auf der Straße mit Blaulicht und
Martinshorn begegnet, beteiligt. Stattdessen findet ihr uns auf Veranstaltungen
aller Art, auf denen es einer medizinischen Absicherung bedarf. Wir betreuen
die Menschen vor Ort und organisieren, wenn notwendig, einen Transport ins
Krankenhaus.
Vor allem
die Bandbreite an Veranstaltungen, auf denen einem natürlich auch die unterschiedlichsten
Patienten begegnen, faszinierten mich schon vom ersten Moment an, in dem ich
von dieser Arbeit erfuhr.
So saß ich
Anfang Januar im Büro des Chefs und stellte mich vor. Und schon kurz darauf
hielt ich die Unterlagen in der Hand, die mich durch die erste Zeit begleiten
sollten, darunter Laufzettel und Checklisten, was ich mir alles anschauen sollte.
Und auch der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten.
Wenige
Wochen nach der Kontaktaufnahme stand ich, mit Einsatzkleidung und den ersten
Einführungen in die Materialien ausgestattet, in der Eishalle und sah das erste
Eishockeyspiel meines Lebens. Ich weiß nicht genau, wann, aber im Laufe des
Abends hat es mich dann gepackt. Und damit meine ich nicht nur, dass ich seit
dem großer Fan unserer Eishockeymannschaft bin, wie euch meine Familie
bestätigen wird. Nein, ich wusste: Hier bin ich richtig! In diesem Team, das mich
sofort aufgenommen hat und in dem die Arbeit schon von Anfang an Spaß macht.
Es folgten
noch einige Einsätze beim Eishockey (zurzeit ist da ja leider noch
Sommerpause…) und spätestens seit Ende meines Studiums verbringe ich gefühlt
mehr Zeit auf Absicherungen als zu Hause. Dabei geht es nicht nur um
Sportveranstaltungen. Gerade im Sommer ist der Terminkalender bunt gefüllt:
Konzerte, Messen, Filmnächte, Firmenfeiern, Kinderfeste usw. An manchen Tagen
fällt es wirklich schwer, sich zu entscheiden. Und an anderen möchte man
eigentlich nur ganz entspannt zu Hause sitzen und nichts tun – bis dann
plötzlich der Anruf kommt, ob man denn nicht vielleicht doch… Und eine halbe
Stunde später ist man auf dem Weg, um die die halbe Nacht auf einer
Veranstaltung zu sitzen und für die medizinische Sicherheit der Besucher zu
sorgen.
Für viele
mag das wohl abschreckend sein. Und ja, unsere Arbeitszeiten sind manchmal
abenteuerlich, da steht man (freiwillig!) am Sonntag um 6 Uhr auf oder schlägt
sich die Nächte bis 3 Uhr um die Ohren, obwohl man am nächsten Tag um 8 oder 9
Uhr schon wieder auf der Matte stehen sollte. Und ja, manchmal verfluche ich
mich selbst dafür, dass ich nicht „Nein“ sagen kann und dann die ganze Woche
nur stundenweise in meiner Wohnung bin. Manchmal steht man auch auf
Veranstaltungen und fragt sich, warum man sich das antut, weil die Musik
überhaupt nicht dem eigenen Geschmack entspricht.
Aber
irgendwie liegt genau darin auch ein großer Reiz. Man weiß nie so genau, was
einen erwartet, auf welche Menschen und Situationen man treffen wird. An
manchen Tagen sehen wir nicht einen Patienten und an anderen kommen wir kaum zu
Atem, da geht es Schlag auf Schlag. Doch gerade in diesen Situationen lernt man
sich selbst kennen, lotet seine Grenzen aus – sowohl körperlich als auch im
medizinischen Know-how – und lernt unglaublich viel dazu.
Genau das
ist ein weiterer Aspekt, der mir so gefällt. Die Helfer kommen aus den
verschiedensten Hintergründen und bei weitem nicht jeder hat einen Beruf im
Gesundheitssystem. Jeder bringt unterschiedliche Qualifikationen mit, doch wir
alle können voneinander lernen. Vielleicht ist nicht jeder Profi darin, ein EKG
zu kleben und auszuwerten, kann dafür aber wunderbar eine Verbindung zu den
Patienten aufbauen und schafft es, die psychologische Unterstützung in solch
einer Ausnahmesituation zu leisten. Jeder Einzelne bringt etwas mit.
Für mich,
die längere Zeit in der Filterblase der Medizinstudenten gelebt hat, ist das
umso wertvoller. Ich liebe es, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Und es
gibt wohl kaum eine Situation, in der man sich schneller und besser kennenlernt,
als nach den Stunden, die man zusammen im Rettungswagen gesessen und gearbeitet
hat.
Natürlich
verstehe auch ich mich nicht mit allen gleich gut. Es gibt immer Menschen, auf
die man trifft und mit denen es einfach nicht klappt, eine gute Beziehung aufzubauen.
Aber ich fühle mich inzwischen zu alt dafür, jedem alles recht machen zu wollen.
Und dann bleibt es eben bei einer losen, professionellen Zusammenarbeit, ich
muss ja nicht mit jedem dick befreundet sein.
Und auf der
anderen Seite gibt es auch immer wieder Kollegen, mit denen auch das merkwürdigste
Konzert und die längste Nacht unglaublich viel Spaß machen. Es ist Wahnsinn, dass
sich in dieser kurzen Zeit schon die ein oder andere Freundschaft entwickelt
hat und ich bin so dankbar dafür, das erleben zu dürfen.
Ich weiß,
dass ich ab September, wenn ich meine Stelle in der Klinik antrete, nicht mehr
so viel Zeit für diese Arbeit haben werde, wie bisher. Und doch hoffe ich, so
viel wie möglich mitmachen zu können. Es ist immer wieder ein Balanceakt, Arbeit,
Ehrenamt, Familie und Freunde unter einen Hut zu kriegen. Wahrscheinlich muss ich
dann wirklich lernen, öfter Nein zu sagen. Aber ich bin zuversichtlich, dass
ich auch das hinbekommen werde.